Freitag, 25. März 2011

Meine Lebensphilosophie


Ich glaube, dass wir die Welt nur durch Philosophie und wissenschaftliche Forschung (Logik und Empirie) wirklich verstehen können. Jede These und jedes Argument ist möglichst kritisch zu prüfen. Unser Denken und Handeln ist an Wissen zu orientieren, das wir erforschen können. Ich glaube, dass alles in der Welt mit rechten Dingen zugeht. Das heißt, dass die Naturgesetze schon immer gegolten haben und dass sie nicht aufgehoben werden können. Ich zweifle an der Existenz von übernatürlichen Wesen wie Göttern, Teufeln oder Seelen. Ich bezweifle übernatürliche Wunder, einen von außen vorgegebenen Sinn des Lebens und ein Leben nach dem Tod.

Ich glaube, dass das Leben im Universum ein unbeabsichtigtes, zufällig entstandenes Phänomen ist, das irgendwann wieder vergehen wird. Die Vielfalt der Lebensformen auf diesem Planeten ist durch Evolution entstanden. Evolution ist die umweltbedingte, nicht-zufällige natürliche Selektion zufälliger Eigenschaften von Lebewesen. (R. Dawkins)

Ich glaube, dass ein sinnvolles Leben beinhaltet, das Wohlbefinden bewusst empfindsamer, vor allem intelligenter Lebewesen zu verbessern, möglichst ohne individuelle Interessen zu verletzen. Dieses ethische Ideal sollte gelebt, verkündet und verteidigt werden.

Ich bin für den liberalen Rechtsstaat, für die parlamentarische Demokratie, für die Trennung von Staat und Kirche, für Aufklärung, Freiheitsrechte, Individualismus, Emanzipation und für gleiche Rechte für alle.
Ich glaube, dass dies allgemeingültige Werte sind, die auf der ganzen Welt verbreitet werden sollten. Ich gehe davon aus, dass Kulturen, in denen diese Werte gelten, fortschrittlicher sind als Kulturen, in denen dies nicht der Fall ist.

Freitag, 31. Juli 2009

Der Fluch der Gottesbeweise (4)

Teil IV: Gott und die Übel der Welt

These: Das Schlechte in der Welt ist notwendig, um das Gute zu ermöglichen

Kritik:
• Wenn Gott das Schlechte zumindest teilweise verhindern könnte, warum unterlässt er dies?
• Wie sollen die abertausend sterbenden Kinder jeden Tag etwas Gutes ermöglichen?
• Die angeborene menschliche Gier scheint das größte Übel überhaupt zu sein.


These: Die Verbrechen der Menschheit sind kein hoher Preis für den freien Willen

Kritik:
• Krankheiten, Behinderungen und Naturkatastrophen sind nicht menschengemacht.
• Menschenhass und Gewalttätigkeit kommt nur in kranken oder verblendeten Menschen vor.
• Wie kann Gott schwach geschaffene Menschen für ihre Schwäche bestrafen?
• Könnte ein allmächtiger Gott nicht unbemerkt Verbrechen wie Völkermorde verhindern?

Fazit:
Bereits der griechische Philosoph Epikur (ca. 300 v.Chr.) wusste:
Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
Oder er kann es und will es nicht:
Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,
Oder er will es nicht und kann es nicht:
Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,
Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:
Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?
Gott kann also nicht gleichzeitig allmächtig und allgütig sein. Ein Gott mit den oben beschriebenen Eigenschaften ist daher nicht nur sehr unwahrscheinlich, sondern auch logisch widersprüchlich.

Anmerkung: Diese Reihe beruht auf dem Buch “Die Frage nach Gott” von Norbert Hoerster.

Donnerstag, 30. Juli 2009

Der Fluch der Gottesbeweise (3)

Teil III: Gott und Der Sinn des Lebens

These: Ohne Glaube an Gott hat das Leben kein Fundament und keinen Sinn

Kritik:
• Es gibt philosophische, künstlerische und politische Ideale jenseits der Religion.
• Ein selbstbestimmtes Leben schafft Sinn und nicht Lebensangst.
• Auch für religiöse Menschen ist der Lebenssinn aufgrund verschiedener Deutungen unklar.
• Die Moral aus „heiligen“ Büchern hat sich in vielen Fällen als inhuman erwiesen.
• Religiöse Autoritäten können nicht belegen, einen besseren „Zugang zu Gott“ zu haben.


These: Es ist vorteilhaft an Gott zu glauben, weil es ein Jenseits geben könnte

Kritik:
• Wenn es ein Jenseits gibt, könnte es völlig andere Bedingungen für den Eintritt haben.
• Religiöse Moral bringt deutliche Nachteile im Diesseits (z.B. bei der Sexualität).
• Die Forderung nach Lohn / Strafe im Jenseits ist verdächtig, Wunschvorstellung zu sein.
• Menschen sind nie „nur gut“ oder „nur böse“.*

Fazit: Ein erfülltes Leben braucht keinen Gott. Eine aufgeklärte Person kann allein durch ihr menschliches Handeln ein gutes Vorbild zu sein, sie braucht keine "Heilsversprechen". Wer gelernt hat, frei und selbstbestimmt zu denken und alle Theorien kritisch zu hinterfragen, kann über "unfehlbare Autoritäten", "ewige Glaubenswahrheiten" und "sichere Jenseitsversprechen" nur lachen. Es ist ehrlicher, aus gedanklicher Erkenntnis und Mitgefühl Gutes zu tun, als aufgrund von Angst vor einem mythischen "Jüngsten Gericht".


* Menschen verfolgen Interessen, die von anderen bewertet werden.
Es wäre meines Erachtens sinnvoller, ihr Handeln nach Kriterien wie konstruktiv/destruktiv oder fair/unfair zu bewerten. Letztlich kommt es doch meistens auf das Resultat einer Handlung an und nicht auf die Motivation der handelnden Person.

Sonntag, 26. Juli 2009

Der Fluch der Gottesbeweise (2)

Teil II: Argumente aus der menschlichen Erfahrung

These: Gott bewirkt übernatürliche Wunder und zeigt dadurch seine Eigenschaften


Kritik:
  • Die Wahrscheinlichkeit dass ein Wunderbericht wahr ist, ist extrem gering.
  • In allen Weltreligionen gibt es Wunderberichte, die genau ihren Gott belegen sollen.
  • Psychologie und Hirnforschung haben gezeigt, dass der Mensch anfällig für Illusionen ist.
  • Nur wenige Menschen erleben Wunder und Gotteserfahrungen bzw. behaupten dies.
  • Die Existenz von Wundern ist kein Beweis für Gott.

These: Ohne Gottesglaube gibt es keine Gesetze und Beschränkungen


Kritik:
  • Viele Menschen vertreten heute ein Weltbild, das ohne übernatürliche Kräfte auskommt.
  • Die Gebote in heiligen Büchern sind deutlich unmenschlicher als z.B. die Menschenrechte.
  • „Gut“ und „Böse“ sind menschengemachte Ideen, die es bereits in der Frühantike gab.

These: Im Verhalten religiöser Menschen zeigt sich, dass sie Gottes Willen erfüllen


Kritik:
  • Dieses Argument spricht für den Glauben, belegt aber nicht die Existenz Gottes.
  • In allen heiligen Schriften wird ausdrücklich zur Gewaltanwendung aufgefordert.
  • Die Kriminalgeschichte aller Religionen belegt ein enormes Gewaltpotenzial.

Fazit

Es gibt keinen Wunderbericht, der glaubhaft belegt, dass etwas Übernatürliches geschehen ist. Moral und Ethik sind auch ohne Gottesglauben möglich. Heilige Schriften enthalten Aufforderungen zur Gewalt und religiöse Menschen sind nicht automatisch bessere Menschen als Ungläubige.

Samstag, 25. Juli 2009

Der Fluch der Gottesbeweise (1)

In dieser Reihe werden alle bekannten Argumente für die Existenz Gottes in einfacher Sprache dargestellt und kritisch ausgewertet. Bevor man die Gottesfrage erforschen kann, müssen zunächst Gottes Eigenschaften beschrieben werden. Die folgende Beschreibung richtet sich nach der traditionellen Überlieferung des Judentums, Christentums und Islam:
  1. Gott ist einzigartig, es gibt keinen anderen Gott
  2. Gott hat weder Anfang noch Ende, er ist ewig
  3. Gott ist ein bewusstes Geisteswesen ohne Körper
  4. Gott ist vollkommen: allmächtig und allgütig
  5. Gott ist der Schöpfer unseres Universums
  6. Gott beschützt und leitet die Menschheit
Wer an den Gott mit den oben beschriebenen Eigenschaften glauben will, sollte in der Lage sein, Argumente für diesen Glauben vorzubringen. Je mehr dieser Eigenschaften wegfallen, desto unklarer und inhaltsloser wird der Gottesbegriff. Ein Gott ohne Eigenschaften hat aber auch keine Macht. Deshalb ist es sinnlos, so einen Gott anzubeten. Bevor man sein Leben also an dem Glauben an Gott ausrichtet, muss also geklärt werden, welche Argumente für und gegen die Existenz Gottes sprechen.


Teil I: Argumente aus der klassischen Philosophie

Das ontologische Argument

These: Der Begriff Gott beschreibt das Perfekteste aller Wesen. Wenn es dieses Wesen aber nicht gibt, fehlt ihm eine Eigenschaft zur Vollkommenheit. Demnach muss Gott existieren, sonst wäre unser Begriff von Gott als perfektes Wesen unzutreffend.

Kritik:
  • Etwas wird nicht wertvoller oder perfekter allein dadurch, dass es existiert.
  • Der Satz „Ein vollkommenes Wesen existiert nicht“ ist nicht logisch widersprüchlich.
  • Es ist unmöglich, allein aus der Sprache die Existenz eines Wesens abzuleiten.
Fazit: Das ontologische Argument ist ein Sprachspiel, das nichts über die tatsächliche Existenz Gottes aussagt.


Das kosmologische Argument

These: Gott als Schöpfer ist die erste Ursache des Universums.

Kritik:
  • Die Ursache des Universums kann bewusstlos oder sterblich sein.
  • Das Universum kann ewig existieren.
  • Die Entstehung Gottes selbst bleibt ungeklärt.
  • Dieses Argument belegt nicht den Gott irgendeiner populären Religion.
Fazit: Das kosmologische Argument kann lediglich zu Punkt 5) eine Aussage treffen; die Frage nach Gottes Entstehung bleibt ungeklärt.


Das teleologische Argument

These: In der Beschaffenheit der Welt ist Gottes Gestaltung erkennbar.

Kritik:
  • Die Welt könnte auch von mehreren, körperlichen Göttern erschaffen worden sein.
  • Das Leid in der Welt lässt am Wohlwollen des Gestalters zweifeln.
  • Die Wissenschaft erklärt die Entwicklung der belebten Natur durch Evolution.
  • Unwahrscheinliche Zufälle als Erklärung unseres Daseins sind plausibler als Schöpfung (die ein noch unwahrscheinlicheres Ereignis wäre).
Fazit: Das teleologische Argument wird durch das Leid in der Welt und die moderne Naturwissenschaft widerlegt.